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Verfahrensdokumentation für elektronische Kassen

  • Autorenbild: Alexej Nowikow
    Alexej Nowikow
  • 26. Aug.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 16. Sept.

Eine Person bedient eine Kasse

Frist verpasst? Was jetzt zählt!

Die Frist zur Anmeldung elektronischer Aufzeichnungssysteme beim Finanzamt ist am 31.07.2025 abgelaufen. In vielen Betrieben führt das zu Unsicherheit. Es drohen Bußgelder und eine höhere Prüfungsintensität. Gleichzeitig rückt eine oft unterschätzte Pflicht in den Mittelpunkt: die vollständige und gelebte Verfahrensdokumentation. Sie ist der Schlüssel, um Transparenz zu schaffen und Risiken bei der Kassennachschau zu senken.


Warum das Finanzamt registrierte Systeme fordert

Die Registrierung gibt der Finanzverwaltung einen Überblick, welche Kassensysteme in welchem Betrieb eingesetzt werden. So können Prüfungen gezielt und fokussiert erfolgen. Wer seine Kassenprozesse sauber dokumentiert und lebt, zeigt Prüfern auf den ersten Blick Ordnungsmäßigkeit.


Verfahrensdokumentation als Pflicht und Praxisanker bei Kassen

Bei elektronischen Kassen ist eine Verfahrensdokumentation Pflicht. Sie beschreibt verständlich und nachvollziehbar, wie Belege entstehen, verarbeitet, gespeichert und archiviert werden. In der Praxis sehen wir häufig drei Muster:

  1. Es gibt keine Verfahrensdokumentation.

  2. Es existiert nur eine Teilverfahrensdokumentation. Einzelne Abschnitte werden gepflegt, der Gesamtprozess bleibt jedoch unvollständig.

  3. Es gibt ein Dokument, der Betrieb arbeitet aber weiter wie mit offener Ladenkasse. Das ist nicht GoBD konform.

Das Ergebnis ist stets das gleiche. Bei einer Kassennachschau entsteht Manipulationsverdacht. Sanktionen und Hinzuschätzungen sind die Folge.



Karikatur einer Person die sich ärgert

Typische Fehlerquellen und wie Sie sie abstellen


Paralleles handschriftliches Kassenbuch

Neben der elektronischen Kasse wird ein Heft geführt. In der Summe stimmen die Werte, die Einzelaufzeichnungen passen jedoch nicht. Beseitigung: Kassenführung ausschließlich im System. Das Kassenbuch wird aus dem System erzeugt.


Ausgelassene tägliche Ein und Auszahlungen

Wechselgeld wird nicht erfasst, Entnahmen fehlen. Beseitigung: tägliche Erfassung im System mit Beleg und Begründung.


Bankeinzahlungen nicht tagesgleich

Bargeld wird gesammelt und später eingezahlt. Das kann als Hinweis auf Manipulation gewertet werden. Beseitigung: Einzahlung tagesgleich dokumentieren oder eine klare, dokumentierte Regel mit Zwischenverwahrung und Nachweis schaffen.


Prozess nicht umgestellt

Elektronische Kasse eingeführt, Arbeitsweise aber nicht angepasst. Beseitigung: Prozessdesign an das System anpassen. Rollen, Verantwortlichkeiten und Kontrollpunkte festlegen.


Was in eine starke Verfahrensdokumentation gehört

Eine gute Verfahrensdokumentation ist klar gegliedert, verständlich und aktuell. Folgende Bausteine haben sich bewährt:

1.      Unternehmenskontext und Verantwortlichkeiten

2.      Systemlandschaft der Kasse inklusive Hersteller, Modell, Version, Konfiguration

3.      Prozessbeschreibung von Tagesbeginn bis Tagesabschluss

4.      Erfassung von Einzahlungen, Auszahlungen und Wechselgeld

5.      Umgang mit Storno, Retouren, Korrekturen und Trainingsmodus

6.      Belegwesen, Zählprotokoll, Kassensturzfähigkeit, Kassenbericht

7.      Schnittstellen zur Buchhaltung und Datenexporte

8.      Rechte und Rollen, Vertretungen, Vier Augen Prinzip bei Kassenprüfung

9.      Datensicherung, Archivierung und Aufbewahrung

10.  Change Management bei Updates und Geräteaustausch

11.  Interne Kontrollen und regelmäßige Selbstprüfung

12.  Anlagen mit Screenshots, Auswertungen, Musterbelegen

Wichtig ist nicht nur das Dokument selbst. Entscheidend ist, dass der beschriebene Prozess täglich gelebt und nachweisbar eingehalten wird.


Der Tagesprozess als roter Faden

Ein klarer, gelebter Tagesablauf nimmt der Prüfung die Schärfe. Beispielhafte Struktur:


  1. Tagesstart

    Zählprotokoll, Einrichtung des Wechselgelds, Systemanmeldung, kurze Funktionsprüfung.


  2. Laufender Betrieb

    Lückenlose Erfassung aller Verkäufe. Dokumentation von Einzahlungen und Auszahlungen mit Grund. Schichtwechsel mit Zwischenabschluss möglich.


  3. Tagesende

    Zählprotokoll, Kassensturz, Tagesabschluss mit Z Bon, Erstellung Kassenbericht, Export der Tagesdaten für die Buchhaltung. Vorbereitung einer möglichen Bankeinzahlung noch am selben Tag.



Sofortmaßnahmen, die Sie heute starten können


Eine Stoppuhr, die "Jetzt" ausgibt

  1. Vollständige Verfahrensdokumentation erstellen oder ergänzen und fortlaufend pflegen.

  2. Prozesse GoBD konform umstellen und klar kommunizieren.

  3. Kein paralleles handschriftliches Kassenbuch.

  4. Tägliche Einzahlungen, Auszahlungen und Wechselgeld im System abbilden.

  5. Bankgänge tagesgleich dokumentieren.

  6. Kassennachschau simulieren und Unterlagen bereitlegen.




Vorbereitung auf die Kassennachschau

Eine gute Vorbereitung senkt Stress und Prüfungsrisiken.

1.      Verantwortliche Person benennen, Stellvertretung regeln.

2.      Bedienungsanleitung, Systemprotokolle, Kassenberichte und Exporte griffbereit halten.

3.      Zugriff auf das Kassensystem organisiert bereitstellen.

4.      Nachweis interner Kontrollen dokumentieren.

5.      Prozesslandkarte und Verfahrensdokumentation in aktueller Fassung vorlegen.


Wie Rosfort Sie unterstützt

Wir erstellen die Verfahrensdokumentation gemeinsam mit dem Unternehmen. Dabei gehen wir strukturiert und individuell auf die bestehenden Prozesse ein und sorgen für eine vollständige und nachvollziehbare Dokumentation gemäß den GoBD.

Darüber hinaus

  • unterstützen wir bei der Beantragung von Fördermitteln, wenn das Vorhaben förderfähig ist

  • beraten wir bei der laufenden Pflege und Anpassung der Verfahrensdokumentation

  • zeigen wir auf, welche Prozesse erfasst werden müssen und wie diese korrekt dokumentiert werden

So stellen wir sicher, dass Unternehmen abgesichert sind und zusätzlich von möglichen Förderungen profitieren können.

Sie sind unsicher, ob Ihre Verfahrensdokumentation den Anforderungen genügt?

Dann nehmen Sie unverbindlich Kontakt mit uns auf. Gemeinsam prüfen wir Ihre Unterlagen und entwickeln eine nachhaltige Lösung.

 

Fazit

Wer Bargeld intensiv nutzt, braucht eine vollständige und gelebte Verfahrensdokumentation. Sie schafft Transparenz, stärkt die Ordnungsmäßigkeit und reduziert Risiken in der Kassennachschau. Jetzt handeln, Dokumentation und Prozesse in Ordnung bringen und die nächste Prüfung gelassen bestehen.


FAQ

Ich habe die Frist zur Anmeldung verpasst – was bedeutet das konkret für meinen Betrieb?

Die Frist endete am 31.07.2025. Wer nicht rechtzeitig angemeldet hat, riskiert Bußgelder und eine intensivere Prüfung durch das Finanzamt. Umso wichtiger ist jetzt eine saubere, vollständige und gelebte Verfahrensdokumentation, um Ordnungsmäßigkeit nachzuweisen und Risiken zu reduzieren.

Reicht es, wenn ich nur eine kurze Beschreibung meiner Kasse habe?

Nein. Eine Teilverfahrensdokumentation oder ein Dokument, das in der Praxis nicht beachtet wird, gilt als unzureichend. Das Finanzamt erwartet eine vollständige Dokumentation, die den tatsächlichen Ablauf widerspiegelt und auch gelebt wird. Alles andere weckt Manipulationsverdacht.

Welche Fehler werden in der Praxis am häufigsten gemacht?

Häufige Probleme sind parallele handschriftliche Kassenbücher, fehlende oder verspätete Erfassung von Ein- und Auszahlungen sowie nicht tagesgleiche Bankeinzahlungen. Auch wenn die Kasse eingeführt wird, aber die Prozesse nicht angepasst werden, entsteht ein Risiko. Diese Punkte sollten konsequent im System erfasst und dokumentiert werden.

Was genau muss in meiner Verfahrensdokumentation stehen?

Sie sollte den kompletten Kassenprozess von A bis Z abbilden: Unternehmensdaten und Verantwortlichkeiten, eingesetzte Systeme, Prozessabläufe vom Tagesbeginn bis zum Tagesabschluss, Umgang mit Stornos und Retouren, Belegwesen, Schnittstellen zur Buchhaltung, Rechte- und Rollenverteilung sowie interne Kontrollen. Ergänzt wird sie durch Nachweise wie Screenshots, Musterbelege und Zählprotokolle.

Wie sieht ein guter Tagesablauf in der Praxis aus?

Ein gelebter Tagesprozess ist der rote Faden: Am Tagesstart erfolgt die Einrichtung des Wechselgelds und eine Funktionsprüfung, während des Betriebs werden alle Vorgänge lückenlos erfasst, und am Tagesende folgen Kassensturz, Z-Bon, Kassenbericht sowie der Datenexport. So sind alle Schritte prüfungssicher dokumentiert.

Was kann ich jetzt sofort tun, um vorbereitet zu sein?

Erstellen oder aktualisieren Sie Ihre Verfahrensdokumentation, passen Sie Ihre Abläufe an die GoBD an, verzichten Sie auf handschriftliche Parallelbücher und erfassen Sie Ein- und Auszahlungen täglich im System. Dokumentieren Sie Bankgänge tagesgleich und simulieren Sie eine Kassennachschau, um alle Unterlagen griffbereit zu haben.


 
 
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